Diese ständige Selbsttherapie auf öffentlicher TV-Bühne! Oh, wie DAS nervt!
Die Kinder tun uns so Leid.
Ist es das, was dann dabei rauskommt. Wenn die EMMAs und Alices dann auch noch „allein“ (frau sagt ja so) „erziehen“???
Letzter Halt Sex (SWR)
Kids am Abgrund
Ein Film von Manfred Bölk
Sendeanstalt und Sendedatum:
Mittwoch, 5. August 2009, 23.30 Uhr im Erste
Sie heißen Cheeks und Jenny, Nadine, Roger oder Yasmina. Sie sind 13, 15, 17 oder 19 Jahre alt. So unterschiedlich sie sind, sie haben zwei gemeinsame Leidenschaften: Rapper und Sex. Der Rap, der brachiale Sprechgesang der Straße, bringt ihr Lebensgefühl in einer brutalen Umwelt zur Sprache. Sex ist in ihrer Welt nahe des zivilisatorischen Abgrunds oft der letzte Halt.
Bildunterschrift:
]Cheeks träumt davon, es mal mit drei oder vier
Mädchen gleichzeitig zu machen, Jenny taumelt von einem One-Night-Stand zum nächsten, von einer Schwangerschaft in die nächste. Cheyenne hat jahrelange, brutale Vergewaltigungen durch ihren Vater zu verarbeiten und gerät mit 14 prompt wieder an einen, der sie betäubt und an seine Freunde verhökert.
Yasmina hat ihre Jungfräulichkeit im Internet versteigert. Beziehungen unter den Jugendlichen werden früh eingegangen, aber meist schon nach zwei bis drei Wochen wieder aufgekündigt, weil man wieder auf jemand anderen scharf ist. Geschichten, die der Filmemacher, Arzt und Psychologe Manfred Bölk auf der Suche nach der heutigen Realität von Jugendlichen eingesammelt hat.
Bölk beginnt seine Reise dort, wo die Abgründe, an denen Kinder in Deutschland leben, mit am deutlichsten sichtbar sind, in Berlin-Hellersdorf. Warum hier vieles deutlicher zutage tritt als in anderen Teilen der Republik, hat seinen Grund in der einzigartigen Einrichtung „Arche – Christliches Kinder- und Jugendwerk e. V“. des Berliner Jugendpfarrers Bernd Siggelkow und seiner Mitstreiter, die seit mehr als einem Jahrzehnt mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.
Bildunterschrift:
]Inzwischen gibt es „Arche“-Ableger auch in
Hamburg, München und anderen Städten. Siggelkow zieht eine dramatische Zwischenbilanz. Wo Familien zerbrochen sind, wo Bildung fern und Gewalt nah ist, ist Sex für Heranwachsende eine der seltenen Gelegenheiten, die Nähe und Wohlgefühl vermitteln.
Nun mag Berlin-Hellersdorf ein Stadtteil sein, in dem viele Kinder und Jugendliche ohne positive Vorbilder aufwachsen, weil die Erwachsenen häufig selbst verroht und verwahrlost sind. Aber: Die Probleme sickern zunehmend auch in bisher gefestigt geglaubte bürgerliche Kreise ein und werden allmählich überall sichtbar.
Vor allem der frühzeitige und intensive Konsum von pornografischen Darstellungen hat ganz offenbar gravierende Auswirkungen auf die seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Siggelkow berichtet beispielsweise von einer Gruppe Zehn- und Elfjähriger, die eine Gang-Bang-Szene nachstellen – allerdings bekleidet – ohne sich etwas dabei zu denken.
Bildunterschrift:
]Woher sie die Vorlage haben, scheint klar. Die
Pornoindustrie – über viele Jahre hinweg der heimliche Motor des Internets – boomt. Im Internet gibt es viele Millionen Pornoseiten, Experten schätzen, dass rund ein Viertel aller Inhalte im Internet pornografisch sind. Und: Sie sind leicht erreichbar und für Jugendliche längst ein Teil des alltäglichen Konsums geworden.
Und so berichten die jungen Leute auch unverblümt vor der Kamera, wie sehr die Pornografie ihnen die Verhaltensmuster vorgibt, die sie oftmals nachspielen, weil sie glauben, so und nicht anders müsse sich Sex vollziehen.
Parallel dazu machen die Jugendlichen dem Filmemacher klar, wer ihre Idole sind: die sogenannten Gangster- und Pornorapper. Deren erste Generation, Sido, Bushido oder Lady Bitch Ray, hat längst die Seiten gewechselt und ist via bürgerliche Medien in der Belle Étage der kommerziellen Pop-Kultur angekommen.
Bildunterschrift:
]Von unten drängen aber ständig neue Rapper ans
Ohr der Jugendlichen. Sie sind oft die einzigen Vorbilder, ihre Texte wirken manchmal wie verschlüsselte Hilfeschreie aus der Dunkelheit. Konsequenterweise veranstaltet die „Arche“ schon für Elfjährige sogenannte Rapper-Kurse, bei denen die Kinder eigene Texte entwerfen und wo es schon mal heißt: „Hey Mama, mach die Augen auf!“
Gibt es einen Weg aus der Sucht nach Sex, aus der Brutalisierung von Sprache und Verhalten? Wo finden sich Ansatzpunkte für einen Umgang miteinander, der die Sehnsucht, Zärtlichkeit und Erotik – kurz: die Liebe – rettet? Manfred Bölk geht auch dieser Frage nach.
Dabei zeigt sich, dass die Sehnsüchte der Jugendlichen offenbar so einfach und doch fast unerreichbar sind: Sie sehnen sich schlicht nach Lebensumständen, die ihnen Bindung und Geborgenheit bieten: Familie, Kinder, Harmonie. Ganz bürgerlich.
„Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 05.08.2009. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.“
Logisch, ARD, logisch!